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Wenn der Tischler einen Hammer in die Hand nimmt, wird der Hammer zur Hand. Wenn ein Jäger ein Fernglas vor die Augen hält, wird das Fernglas zu seinen Augen. Der Mensch hat die einzigartige Fähigkeit, Werkzeuge zur Erweiterung seines Körpers und Geistes einzusetzen. Er verschmilzt – und das Werkzeug wird Teil des Menschen. Der Mensch wird aber auch Teil des Werkzeuges.

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Interessante Diskussion auf Deutschlandfunk Kultur:

Seinen utopischen Glanz hat das Netz mittlerweile verloren. Gefühlt befindet es sich fest im Griff von IT-Konzernen. Aber noch ist der Kampf nicht verloren: Wikipedia, Mastodon und Co. bieten eine selbstorganisierte Alternative zum Kommerz.

Ich hatte letztens einige Non-Profits gesammelt, die einen Gegenpol zu Big-Tech bieten. In der Diskussion wird über die Gründe des (Miss-)Erfolgs geredet und warum es so schwierig ist, Menschen von der Notwendigkeit solcher Alternativen zu überzeugen. Warum soll der Onkel Signal statt WhatsApp nutzen oder wieso sollten Unternehmen sich nicht nur in die Fänge von Microsoft und Google begeben. Was in dem Gespräch etwas fehlt, ist das Thema AI. Ich denke, das wird noch zu einer wachsenden Konzentration der Tech-Welt führen.

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Ein kleines Gedankenspiel. Wie würde sich das Internet verändern, wenn Inhalte in Echtzeit von einer KI erstellt werden?

Prinzipiell ist das bereits möglich. Wir können Grafiken, Texte, Videos und sogar Code-Anwendungen in wenigen Sekunden generieren lassen. Dafür sind in der Regel Prompts, also Eingabebefehle, von einem Nutzer notwendig.

Ein Schritt weitergedacht: Nicht nur das Erstellen an sich ist automatisch, sondern auch der Eingabebefehl. Die Maschine erstellt also eigenständig Inhalte aufgrund von Verhaltensmustern, Interessen und Prognosen.

Wie könnte das konkret aussehen?

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Vor einigen Wochen habe ich mein iPhone gegen ein Dumb Phone eingetauscht. Ein Handy, wie aus einer vergessenen Welt, nur in der Lage Anrufe und SMS auszuführen.

Noch so einer, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. Hipster-like Detoxing mit einem alten Nokia. Analog ist das neue Bio. Berlin-Mitte, Lastenfahrrad und Latte Macchiato. Und jetzt erzählt er uns, was er dadurch für ein besserer Mensch ist. Wie er überfordert ist mit der heutigen Geschwindigkeit, ein Abgehängter, der dem ganzen einen hübschen Retro-Anstrich gibt. Ein Wutbürger aus dem Bio-Bürgertum.

Ehrlich gesagt, ein bisschen ist das vielleicht wahr. Ich weiß es selbst noch nicht genau. Aber nehmt euch etwas Zeit und folgt meinen Gedanken.

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Während ich das Gefühl habe, dass weder Mastodon, noch Threads oder Bluesky irgendetwas anders und besser als das alte Twitter machen, gibt es eine Plattform, die überraschend gut funktioniert. Und damit meine ich die Gesprächskultur, die Menge an Spam und Bots. Und das ist Reddit.

James Ball denkt genauso, und hat das im Newsletter von Columbia Journalism Review aufgeschrieben:

So where do we, for want of a better word, go? I spent weeks asking where, if anywhere, news is discussed and shared in sober terms online. A few diehards of the early internet tried to suggest the resurgence of RSS feeds—automated notifications of new articles on a particular topic on a particular site. They were barely even convincing themselves.
The most surprising answer I found—given that it was once considered the villain of the piece—was Reddit.

Reddit hat nicht den besten Ruf, deswegen habe ich es auch lange gemieden. Aber es ist eben auch fundamental anders als Facebook oder Twitter/X. Die sogenannten Subreddits sind kleine (oder auch größere) Communities innerhalb der Community. Diese Aufspaltung in Interessensgruppen gepaart mit meist strikter Moderation funktioniert sehr gut.

Für mich bestätigt es die These, dass richtig große Netzwerke (Marktplatz des gesamten Internets) nicht funktionieren. Zu viele Menschen mit den falschen Anreizen (Likes, Follower) führt zwangsläufig zu Fehlverhalten. Und die Moderation solcher riesigen Gruppen ist fast nicht möglich.

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Ein zermürbender Essay von Cory Doctorow.

Here is how platforms die: first, they are good to their users; then they abuse their users to make things better for their business customers; finally, they abuse those business customers to claw back all the value for themselves. Then, they die.

I call this enshittification, and it is a seemingly inevitable consequence arising from the combination of the ease of changing how a platform allocates value, combined with the nature of a „two sided market,“ where a platform sits between buyers and sellers, holding each hostage to the other, raking off an ever-larger share of the value that passes between them.

Zermürbend, weil er in großen Teilen wahr und logisch klingt – und gleichzeitig offenlegt, wie Kapitalismus im Netz eben funktioniert. Plattformen wachsen durch ein kostenfreies Angebot, bis der Nutzer so investiert ist, dass er kaum ausweichen kann. Dann zieht Werbung ein, bis die Schmerzgrenze der Nutzer erreicht ist. Threads von Meta scheint diese bekannte Strategie auch zu folgen. Laut Zuckerberg wird es Ads geben, sobald man 1 Milliarde Nutzer erreicht hat. Irgendwann werden auch die Werbekunden in ihrer Abhängigkeit der Plattform bzw. der Reichweite gegeißelt. Am Ende überhitzt das ganze System – und die Plattform stirbt.

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Ich weiß, was das Wort „E-Mail“ im Kopf auslöst: Chaos, Werbung, Betrug, HTML-Signaturen, Spam-Folder, peinliche Adressen wie funnybunny78@gmail.com. Aber all das überblendet zu Unrecht die Errungenschaften: Ein Protokoll, das seit über 50 Jahren fast unverändert existiert und bedingungslos offen ist. Jeder kann eine E-Mail an jede andere beliebige E-Mail senden. Jeder kann einen E-Mail-Server (theoretisch) aufsetzen, jeder kann sich seine eigene Domain registrieren und als E-Mail-Handle nutzen.

Seit den Entwicklungen rund um Musk und Twitter (X), sehnen sich viele nach dem föderierten Web. Die E-Mail vertritt diese Prinzipien, leider wird das oft vergessen.

Aber Brian Schrader findet dafür bessere Worte:

I love email. I genuinely do. I love it in a way that often raises eyebrows among nearly everyone I encounter, even my fellow techie-types. Why do I love email? Because it, like the Web itself has remained true to the promise of the Internet even after it made unavoidable contact with the real world.

Eine Idee, wie wir der E-Mail wieder etwas Liebe schenken können: Lasst euren überfluteten Gmail-Account beiseite und erstellt eine frische Adresse. Vielleicht bei HEY oder Fastmail oder Mailbox. Wie gesagt, eigentlich egal, weil sowieso alle mit allen interagieren können. Dann verfasst eine E-Mail an einen Freund. Lasst euch Zeit, überlegt, was ihr immer mal ausführlicher sagen wolltet. Schickt die E-Mail ab und schaut erst nach ein paar Tagen wieder in das Postfach rein. Langsame, aber gedankenvolle Kommunikation. Das ist die Stärke der E-Mail.

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ZEIT ONLINE nennt es Copy & Paste. Man könnte es auch die Internetisierung des Journalismus nennen. Mix and Match, die Daten sind frei und überall verfügbar. Und mit GenAI dann automatisiert und in neuer Dimension.

Dirk Von Gehlen (der bei der SZ arbeitet) hat es mal als „Verflüssigung der Kultur“ beschrieben. Ein schönes Bild. Jedes Mal, wenn ein neues Mashup entsteht, wächst es, bekommt einen neuen Aspekt, eine neue Richtung.

Was allerdings die Gefahr ist: Ungeprüftes Übernehmen von falschen Angaben und – in Form der automatisierten Verwurschtelung (GenAI) – auch trashiges Duplizieren und somit Verstopfung des Internets. Zeit für eine größere Debatte im Journalismus?

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Ich sitze im Zug und versuche LinkedIn aufzurufen. Der Ladebalken wandert hin und her. Keine Chance, das Wifi ist zu dünn. Anstatt mein dickes Buch aus dem Rucksack zu holen, versuche ich meine Langeweile mit einem weiteren Versuch zu vertreiben. Und siehe da, Hacker News taucht sofort auf dem Schirm auf.

Draußen sind aber weiter Wald und Wiesen zu sehen, die Verbindung kämpft. Nein, es liegt an der Website selbst.

Offensichtlich, denn vergleicht man LinkedIn und Hacker News, ist das eine ein Dschungel an Micro Services und JavaScript-Wüsten. Das andere ist vor allem simples HTML mit wenigen Zeilen CSS.

Ich stelle mir folgende Situation vor: Flugzeugabsturz irgendwo in der Tundra. Der nächste Ort ist weit entfernt, das Gelände menschenfeindlich. Aber, siehe da: Es steht ein Cybertruck und ein Unimog aus den 70ern in Sichtweite. Die Schlüssel stecken. Welchen würdest du nehmen?

Wenn es hart auf hart kommt, scheint unsere Wohlstandstechnologie eher hinderlich zu sein, denn sie braucht gute Rahmenbedingungen, um zu funktionieren.

Aber meine Gefühlslage geht gerade in die andere Richtung. Was, wenn es nicht immer besser wird? Kriege, die näherrücken, Infrastruktur, die zerfällt, Klima, das unaufhaltsam sich verändert.

Mein Schwiegervater hat mir kürzlich seine Messer- und Uhrensammlung gezeigt. Irgendwelche japanische Klingen neben Armbandbrocken, die auch in 100 Meter Wassertiefe funktionieren. Seltsame Männlichkeit oder doch irgendwie Zeitgeist?

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Es ist mein erster Houellebecq. Der Roman Vernichten soll softer sein als seine anderen Bücher. Weniger Sex, weniger politische Provokation. Houellebecq wirkt auf mich wie ein ordentlicher Schriftsteller. Er schreibt nicht großartig. Seine Gefühlsbeschreibungen wirken oft überzogen, lange innere Monologe der Charaktere legen sich etwas bleiern über die Story. Andererseits zeigt er tiefes Wissen in unterschiedlichsten Bereichen, ein Tausendsassa, was Bildung betrifft.

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Welche Projekte haben großen Einfluss und vertreten gleichzeitig die Idee, Menschen freien Zugang zu Daten und Informationen zu geben? Gibt es da noch eine Bastion außerhalb der mit Risikokapital vollgestopften Bubble im Silicon Valley?

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Algorithmen und Bots haben das Web übernommen, schreibt Om Malik:

[..] the internet, as we have known it, has evolved from a quaint, quirky place to a social utopia, and then to an algorithmic reality. In this reality, the primary task of these platforms is not about idealism or even entertainment — it is about extracting as much revenue as possible from human vanity, avarice, and narcissism

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WhatsApp ist für mich ein Mysterium – und für Meta wahrscheinlich auch. Ein super erfolgreicher Messenger (außerhalb der USA), der kosten- und werbefrei ist. Ich kann mir bildhaft vorstellen, wie innerhalb des Konzerns Grabenkämpfe über die Zukunft des Dienstes ausgetragen werden: So ein erfolgreiches Produkt muss man doch zu Geld machen? Aber nur wie?

Ein Messenger ist für den direkten und persönlichen Austausch gemacht. Privatsphäre ist hier kritisch, niemand möchte das Gefühl haben, dass private Nachrichten analysiert und kommerziell genutzt werden. Eine Paywall würde Tor und Tür für die kostenfreie Konkurrenz (Signal!) öffnen.

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