Wir haben uns das Ziel gesetzt, einen Broadcast-Dienst zu entwickeln, bei dem Privatsphäre großgeschrieben wird. Die Kanäle sind von deinen Chats getrennt, und die Personen, denen du folgst, sind für andere Abonnent*innen nicht sichtbar.Man schafft einen Raum für öffentliche Kommunikation (sauber getrennt von der privaten). Alles, was öffentlich ist, kann in der Zukunft auch verwertet und mit Werbung bespielt werden. Zudem öffnet man ein Tor für Unternehmen, die für einen erfolgreichen Kanal auch gerne Geld bezahlen. Clever ist auch, dass man (Telegram dürfte da ein abschreckendes Beispiel sein) kein weiteres soziales Netzwerk schafft, sondern einen One-Way-Nachrichtenkanal. Bleibt nur die Gefahr der Feature Creep. Ein Messenger sollte ein Messenger bleiben.
DOMINIK CRIADO
Die Zukunft von WhatsApp?
Auf der Suche nach einer Wochenzeitung?
Die Zeit
Das Format ist … unhandlich. Ich verstehe, dass es zur Tradition der Wochenzeitung gehört, aber eigentlich muss man die Zeitung vor sich auf dem Boden ausbreiten oder ständig falten und drehen. Inhaltlich ist die Zeit sehr ausgeglichen. Von allen hier aufgeführten Publikationen ist die Zeit am ehesten politisch in der Mitte einzuordnen. Besonders das „Streit-Format“ hilft dabei, wo zwei gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen. Auch die Themenwahl ist gut durchmischt. Die wichtigsten politischen Ereignisse werden in den Leitartikeln aufgegriffen, aber genauso finden sich viele weiche Themen zu Psychologie, Kultur und Philosophie.Der Spiegel
Der Spiegel hat mich mehr als ein Jahrzehnt meines Lebens begleitet. Die Selbstbezeichnung als „Nachrichtenzeitschrift“ trifft es gut. Es ist wirklich ein wöchentlicher Nachrichtenüberblick mit Tiefgang. Im Vergleich zur Zeit ist der Fokus mehr auf Politik und Wirtschaft, die Sprache nüchterner. Eher keine Zeitschrift zum Abschalten am Wochenende, sondern für Leser, die in aktuellen Diskussionen Bescheid wissen wollen.The Atlantic
Für alle, die eine US-geprägte Themenwahl nicht stört, lohnt sich ein Blick über den Teich. The Atlantic fällt regelmäßig mit großartigen Stories auf und bietet generell einfach sehr hochwertigen Journalismus. Diese „dicken Stories“ werden aber aufgelockert durch viele kurzweiligere Themen, die auch mal oberflächlich sind, aber das Lesen insgesamt nicht zu schwer wirken lassen. Achso, und das Magazin erscheint monatlich, tanz hier also aus der Reihe.New Yorker
Ich liebe den New Yorker, aber er ist speziell. Wenig nachrichtlich, sondern ein starker Fokus auf Kultur und auch Fiction. Ein Wochenmagazin zum Abschalten und Genießen. Die Sprache ist oft anspruchsvoll, die Themenwahl nischig. Wer sich aber daran gewöhnt, bekommt den vielleicht besten Journalismus der Welt.New York Times
Okay, nicht wirklich ein Medium zum Entschleunigen. Eher im Gegenteil: Die erfolgreichste Zeitung der Welt hat einen unglaublichen Output in Quantität, aber auch Qualität. Selbst die größeren Nachrichtenthemen aus Deutschland werden gut abgedeckt, es gibt zahlreiche Buchrezensionen, Sportthemen und interessante Meinungsstücke einflussreicher Denker. Die Times bietet einen großartigen Gegenwert für 8 Euro-Abogebühr im Monat.Was lese ich also aktuell?
Die Zeit ist für mich aktuell die beste Mischung aus leichten und harten Themen. Ich muss mich noch an das Printformat gewöhnen, aber das Gesamtpaket passt. Ich fühle mich informiert, kann mich am Wochenende aber auch in leichte Themen flüchten.📚 Die Kunst großartige Erzählungen zu schreiben
Das Zeitalter von Echtzeitinhalten
Ein Mobile OS aus Europa?
Herausforderungen
Bevor ich das Projekt genauer vorstelle, zuerst die Herausforderungen. Was ist so schwierig daran, in 2023 ein neues Mobile OS zu etablieren?- Die Hardware: Man kann Hardware-Komponenten von der Stange aus China bestellen. Das wird mittelmäßige Hardware sein, die aber etabliert und günstig produzierbar ist. Hardware ist also lösbar, auch wenn sie nicht als Differenzierungsmerkmal taugt. Wer braucht noch mehr durchschnittliche Smartphones?
- Die Software: Das ist der Knackpunkt. Einerseits ist das Kernsystem, das die Oberfläche und die Kommunikation mit der Hardware managed, keine Rocket Science. Man erinnere sich an Palm OS oder auch Blackberry 10, die Systeme hatten richtig gute UI, wahrscheinlich besser als Android und iOS zur damaligen Zeit. Andererseits ist das nur die halbe Miete. Die Herausforderung liegt darin, ein Ökosystem an Apps beziehungsweise Dritt-Entwicklern aufzubauen. Zwei Ökosysteme (Android und iOS) sitzen fest im Sattel, warum sollten Entwickler auch noch für ein weiteres System aufwändige Sonderwürste fahren? Das klassische Henne-Ei-Problem. Die Nutzerzahlen müssen zuerst stimmen, bevor die Entwickler kommen. Aber wer möchte ein OS nutzen, das weder die Banking App noch die App für den ÖPNV bieten kann?
- Vertrieb und Netzbetreiber: Laut eigenen Aussagen, hat Apostrophy bereits Vereinbarungen mit europäischen Netzbetreibern treffen können. Das wäre ein großer Schritt, um auf dem Radar von Kunden zu laden und eine vertriebliche Grundlage zu haben. Nischige Anbieter, wie zum Beispiel auch das Fairphone, sind auf ein bestehendes Vertriebsnetz angewiesen, um Aufmerksamkeit außerhalb der eigenen Community zu erlangen.
Die Hintergründe und Spezifikationen
Wie die Antworten von Apostrophy auf diese Herausforderungen aussehen, lässt sich aktuell nur grob sagen. Die FAQs auf der Herstellerseite geben ein paar Antworten. Außerdem ist kürzlich ein Artikel auf Bloomberg mit einigen Infos erschienen. Die erste Erwähnung hat allerdings Kevin Michaluk (ein Blackberry-Veteran) auf Crackberry veröffentlicht. Apostrophy ist eine Neugründung in Lausanne/Schweiz. Aktuell konnte die AG 50 Entwickler gewinnen. Ein Teil davon wohl abgeworben von KaiOS, einem OS für Feature-Phones. Treibende Kraft ist Peter Neby, der kein unbeschriebenes Blatt im Mobile-Business ist. 2008 hat Neby Punkt gegründet. Eine Art Tech-Boutique, die auf dem Detox-Minimalismus-Trend reitet. Im Angebot hat man das MP02, ein Dumbphone, das von Jasper Morrison designed wurde. Großartiges Produktdesign, gepaart mit cleverem Marketing und hohen Preisen. Ich selbst bin seit Jahren Kunde und Nutzer. Die Geschäftsführung von Apostrophy wird allerdings Steve Cistulli übernehmen. Auch ein Mobile-Veteran, der bisher beim chinesischen Hardware-Hersteller TCL als Manager für Nordamerika gearbeitet hat. Interessant ist auch, dass TCL vor einigen Jahren Blackberry übernommen hat und Punkt bereits eine Verbindung zu Blackberry hat(te). Bei der ersten Generation des MP02 war sicherheitsrelevante Software von Blackberry im Rahmen einer Partnerschaft integriert. Ergibt dann auch Sinn, dass Michaluk, als jemand, der bestens in Blackberry-Kreisen vernetzt war, als erster Informationen veröffentlichen durfte. Zur Finanzierung von Apostrophy (das OS selbst nennt sich AphyOS) gibt es unterschiedliche Angaben. Es ist von 10 Mio USD die Rede, allerdings wird nicht ganz klar, ob diese angestrebt oder gesichert sind. Jedenfalls ist dieses Jahr mit einem Launch zu rechnen, der auch von mehreren Netzbetreibern in der EU unterstützt wird. Interessant ist das Geschäftsmodell. AphyOS wird als Abonnement erhältlich sein und grundsätzliche Services wie E-Mail, Datenspeicher, VPN und Synchronisierung von Kontakten/Kalendern beinhalten. Ein klassisches SaaS-Modell in einem ungewöhnlichen Geschäftsfeld. Ein Mobile OS für das man monatlich oder jährlich bezahlt? Apostrophy argumentiert, dass wir bei Android auch bezahlen, allerdings mit unseren Daten. Eine weitere Einnahmequelle wird die Hardware sein, die auch dieses Jahr auf den Markt kommen wird. Vermutlich unter dem Namen MC03. Das Abo-Modell könnte ein großes Problem in der Android-Welt lösen: Software-Updates über einen längeren Zeitraum. Das klassische Vertriebsmodell bei Android-Phones gibt wenig Ansporn für die Hersteller, das Gerät lange mit Updates zu versorgen. Die Hersteller verdienen mit dem Verkauf der Hardware, danach verdient nur noch Google mit seinem Ökosystem aus Werbung und App-Verkäufen. Das Ergebnis sind funktionierende Geräte, die keine Sicherheitsupdates mehr erhalten und damit zum Elektroschrott werden. Der größte Selling-Point von Apostrophy ist allerdings das Thema Datenschutz. Auf der Website wird erwähnt, dass AphyOS auf GrapheneOS basiert. Dieses wiederum basiert auf dem Android Open Source Project (AOSP). AOSP ist im Prinzip Android ohne GMS (Google Mobile Services), also ohne die ganzen Google-Dienste und ohne den Google Play Store. Ohne GMS bezieht Google keine Nutzerdaten vom Gerät. Allerdings kann der Nutzer ohne Store eben auch nicht auf das Ökosystem an Apps zurückgreifen. GrapheneOS hat einen cleveren Kompromiss zwischen Datenschutz und Benutzerfreundlichkeit gefunden, denn Apps lassen sich, wenn der Nutzer einwilligt, aus dem Play Store in einer Sandbox-Umgebung installieren. Somit können Apps nicht untereinander Daten austauschen, sie können nur auf das Nutzerprofil zugreifen – und auch das nur mit Berechtigung. Sie werden quasi in einem strikt abgeriegeltem Käfig gehalten. GrapheneOS hat einen hervorragenden Ruf und einige darin enthaltenen Sicherheitsfunktionen wurden mittlerweile sogar in AOSP und damit letztlich in Android integriert. Für Apostrophy bedeutet das, fast vollständige Kompatibilität mit dem Android-App-Katalog und gleichzeitig können Nutzer sicherstellen, dass keine Daten an Google gehen. Smart.Mein Eindruck
Ich bezweifle, dass Apostrophy mit besonderer Hardware punkten wird. Allerdings wird GrapheneOS bisher nur für Googles eigene Hardware (dem Pixel Phone) angeboten. Welch Ironie. Ein Fremd-OS zu installieren, ist sicherlich auch eher für sehr fortgeschrittene, tech-affine Anwender eine Option. Die meisten würden sich damit kaum beschäftigen wollen. Wenn man beim Kauf allerdings die Wahl bekommt, ein datenschutzfreundlicheres Gerät zu wählen, das ansonsten kaum Einschränkungen mit sich bringt? Durchaus eine interessante Nische. Es sieht also so aus, als könnten die Apostrophys Geräten ein Alleinstellungsmerkmal haben, nämlich die einzige Nicht-Google-Hardware, die ab Werk GrapheneOS (bzw. die modifizierte Variante AphyOS) bietet. Dazu kommt smartes Marketing (Privacy, Minimalismus, Digital Detox) und einen neuen Weg bei der Monetarisierung. Für mich klingt das durchaus gut geplant und überlegt, wenn denn auch die Umsetzung stimmt. Ich habe bereits erwähnt, dass ich selbst ein Gerät des Schwesterunternehmens Punkt besitze. Meine Erfahrungen sind da allerdings sehr durchwachsen. Die schöne Hardware leidet unter sehr mangelhafter Software, die das Unternehmen in drei Jahren nicht in den Griff bekommen hat. Ein Alleinstellungsmerkmal des MP02 ist die Unterstützung für den Signal Messenger. Durchaus eine Herausforderung, weil Signal von Haus aus keine Dumb Phones unterstützt und somit kommt es regelmäßig zu Inkompatibilitäten des eigenen Clients (Pigeon nennt er sich) und Signal selbst. Punkt braucht meistens mehrere Wochen, um die Probleme zu fixen. Alles in allem, habe ich den Eindruck, als säßen da nicht mehr als zwei Junior-Entwickler, die überfordert sind. Auch bei den eigenen Versprechen zeigte sich Punkt wenig glaubwürdig. Das MP02 der ersten Generation wurde auch im Sinne der Nachhaltigkeit vermarktet. Dass man zwei Jahre nach Verkaufsstart ankündigte, eine neue Generation auf den Markt zu bringen und die erste Generation keine OS-Updates mehr bekommen wird, war ein echter Bruch der Glaubwürdigkeit. Entsprechend ist die Stimmung auf Reddit gegenüber Unternehmen und Produkt größtenteils negativ. Dennoch wünsche ich mir den Erfolg. Europa braucht mehr Unabhängigkeit bei der digitalen Infrastruktur. Ich erinnere mich gut an die wilden Trump-Tage. Wer weiß, was bei solch einem Präsidenten alles passieren kann, wenn ein Handelskrieg ausbricht. Wenn die EU den Zugriff auf die US-Anbieter verliert, würden hier plötzlich Smartphones nutzlos werden, Kommunikation einbrechen und Unternehmen zum Erliegen kommen. Ein europäisches OS, basierende auf Open Source wäre ein wichtiger Schritt zu mehr Souveränität.KI-Sprachmodelle und der Journalismus
Egal, ob Mastodon, Meta oder X ... alles irgendwie Mist
📚 Michel Houellebecq: „Vernichten“
📚 "The Shallows" von Nicholas Carr
Wie Plattformen sterben
Here is how platforms die: first, they are good to their users; then they abuse their users to make things better for their business customers; finally, they abuse those business customers to claw back all the value for themselves. Then, they die.
I call this enshittification, and it is a seemingly inevitable consequence arising from the combination of the ease of changing how a platform allocates value, combined with the nature of a „two sided market,“ where a platform sits between buyers and sellers, holding each hostage to the other, raking off an ever-larger share of the value that passes between them.Zermürbend, weil er in großen Teilen wahr und logisch klingt – und gleichzeitig offenlegt, wie Kapitalismus im Netz eben funktioniert. Plattformen wachsen durch ein kostenfreies Angebot, bis der Nutzer so investiert ist, dass er kaum ausweichen kann. Dann zieht Werbung ein, bis die Schmerzgrenze der Nutzer erreicht ist. Threads von Meta scheint diese bekannte Strategie auch zu folgen. Laut Zuckerberg wird es Ads geben, sobald man 1 Milliarde Nutzer erreicht hat. Irgendwann werden auch die Werbekunden in ihrer Abhängigkeit der Plattform bzw. der Reichweite gegeißelt. Am Ende überhitzt das ganze System – und die Plattform stirbt.
Wieso finde ich Autos plötzlich so langweilig?
Twitter geht in die falsche Richtung
Französisch lernen

Shopping-Experience: Lenovo vs. Apple
Gut für die Umwelt: Europäische Städte werden immer voller
Sixty percent of the cities she studied got less dense between 2006 and 2012. But in the following six years this dynamic suddenly flipped. Between 2012 and 2018, only a third of the cities in the sample were constantly de-densifying, and almost all of those cities were either in eastern Europe or Iberia where city populations are mostly shrinking while suburbia keeps expanding. Instead the picture across the majority of central, northern, and western Europe showed that cities were getting denser.Wichtig bei dieser Entwicklung: Die Städte werden dabei flächenmäßig nicht größer, sondern absorbieren die Neuzugänge mit Verdichtungsmaßnahmen. Das können ausgebaute Dachgeschosse sein, neue Bauten, die in die Höhe gehen oder Umwandlung von bisher anders genutzten Flächen.
Unser Verhalten auf Social Media

The behavior is determined by the structure of the network, which shapes the behavior of the network, which shapes the structure, and so on.Social Media zeigt nicht nur Bewegungen auf, es formt sie auch. Wie die „Trending Topic“-Anzeige oder die Empfehlungs-Algorythmen. Was sich bei den Tieren allerdings nur in Bewegung äußert, ist bei uns Menschen viel weitergehend: Motive, Gedanken, Meinungen, Überzeugungen, Ansichten … All das übertragen wir in Netzwerken. Zu jeder Gemeinschaft oder Gesellschaft gehört auch ein Mob. Klatsch und Tratsch, schlechte Nachrede, Falschinformationen, Bullshit. Das ist allzu menschlich. Allerdings bleibt dies nicht mehr auf ein Dorf oder eine Gruppe beschränkt. Es schickt Stoßwellen aus, die zu Schwärmen werden können. Denn eine kleine Gruppe lässt sich nicht ausreichend monetarisieren – und darum geht es Meta und Twitter. Der Freundeskreis reicht nicht, es müssen – via Algorithmen – ganz neue Kontakte erschaffen werden. Und der gute alte Marshall McLuhan hat es bereits gesagt: Wir formen die Werkzeuge und die Werkzeuge formen uns. Die Ergebnisse sieht man allerorts. Ein wirklich lesenswerter Artikel.
„The Playlist“: Netflix-Serie über die Entstehung von Spotify
einfach alles kleinschreiben
„wir schreiben alles klein, denn wir sparen damit zeit. außerdem: warum 2 alfabete, wenn eins dasselbe erreicht? warum großschreiben, wenn man nicht groß sprechen kann?“den nazis war das übrigens ein so großes dorn im auge, dass sie alle behörden anordneten, keine briefe des bauhauses mehr zu öffnen.

- es ist einfacher zu lernen und weniger fehleranfällig
- es hilft, sich weniger gedanken um das tippen an sich zu machen und man kann gedanken besser fließen lassen
- mehr einheitlichkeit, denn die meisten sprachen auf der welt verzichten auf das deutsche modell
- eventuell ist es schwieriger/langsamer zu lesen. die großbuchstaben bieten orientierung für das auge. die studienlage ist hier allerdings konfus. mittlerweile geht man davon aus, dass die lesbarkeit leidet, allerdings nur geringfügig (und eher gewohnheitsbedingt)
Das beste Produkt der Welt ist ...
4 Prinzipien für die Konzeption digitaler Produkte

1. Ein Konzept ist begründbar
Jedes Konzept muss begründbar und plausibel sein. Das unterscheidet es von Kunst. Kunst muss nicht begründet werden, sie muss nur ansprechen. Konzeption, die zwar durchaus Kreativität erfordert, ist letztlich aber eine rationale Herleitung. Was nicht begründbar ist, ist beliebig und sollte dann im Zweifel weggelassen werden.2. Ein Konzept muss nicht erklärt werden
Sieht auf den ersten Blick wie ein Widerspruch zu Punkt 1 aus, aber nur weil etwas begründbar sein sollte, sollte es im besten Fall dennoch selbsterklärend sein. Wenn ich gegenüber dem Kunden merke, dass ich bei der Erklärung weit ausholen muss, dann wird das Konzept nicht funktionieren. Letztlich arbeiten wir für den Endkunden, der wenig Geduld hat und sicherlich nicht auf einer Meta-Ebene ein Konzept gutheißen wird. Für ihn muss es funktionieren. Und alles, was erklärungsbedürftig ist, ist nicht einfach genug.3. Ein Konzept stellt den Nutzer in den Mittelpunkt
Das Prinzip knüpft an Punkt 2 an. Alles, was in einer Agentur produziert wird, ist letztlich für einen menschlichen Anwender gebaut. Nicht für eine Award-Jury, nicht für einen Ansprechpartner beim Kunden, nicht fürs Papier und nicht für den Chef. Generell sind zwei Skills für einen Konzepter unerlässlich: breites Wissen über den Markt und Empathie für menschliches Verhalten. Letzteres muss immer wieder in den Fokus gestellt werden, bei jedem Zwischenschritt, bei jeder Entscheidung.4. Ein Konzept ist Architektur
Der Vergleich zur klassischen Architektur, der "Mutter aller Künste", passt wie die Faust aufs Auge. Dieselben Kriterien lassen sich für das Entwerfen von Digitalprodukten anwenden: Sie müssen stabil, nützlich und ansprechend sein. Ein Bauwerk muss sich seinem Anwendungszweck (ist es eine Schule, ein Wohnhaus oder ein Bunker?), dem Bewohner selbst (Innenperspektive) und der Umgebung (Außenperspektive, Nachbarn, Natur und Stadtplanung) anpassen. Dörfer, Städte oder Regionen sind die ältesten von Menschenhand gemachten Ökosysteme. Architektur muss deswegen immer im vernetzten Kontext gesehen werden. Eine ganz ähnliche Entwicklung hat uns das Internet im digitalen Raum beschert.Musk und Twitter
- Ja, Twitter ist in einem schlechten Zustand
- Ja, mittlerweile kennen wir die Schattenseiten des Web2.0
- Ja, Musk möchte Twitter wieder „offener“ machen
- Ja, er möchte aber auch, dass wir eine „angenehme Zeit“ auf der Plattform haben
- Ja, das ist alles widersprüchlich, weil Musk wahrscheinlich weder Plan noch Idee hat

iA Presenter: Powerpoint neu gedacht

Spannungen
Apples AR-Brille: Droht ein Feature Creep?
„Apple’s mixed reality headset reportedly lets you make payments with your eyes“.Ich will mir gar nicht ausmalen, wie kompliziert solch ein Feature ist. Und wie gering im Vergleich der Nutzen und auch die Attraktivität für die Anwender ist. Aber immerhin, ein Feature, dass der Konkurrent Meta bei seiner „Quest Pro“ nicht im Angebot hat. Was Apple hoffentlich realisiert: VR/AR wird nicht nur beeindruckende technische Features für die Masse attraktiv. Was es braucht, ist ein Anwendungsszenario. Wofür, soll ich das Ding eigentlich kaufen? Apple sollte es besser wissen, denn die Frage, konnte uns beim Launch der ersten Apple Watch auch niemand beantworten.
Ein Stück Stadt zurückerobern (ein Beispiel aus Utrecht)
Happy Birthday iPhone
Nachrichtenkonsum in der heutigen Zeit
Niemand braucht ein Metaverse (außer Meta)

Was? Wer? Wieso?
Wo bin ich hier gelandet?
Diese Seite ist für mich einfach ein Output verschiedenster Gedanken. Wenn ich über ein Thema schreibe, strukturiere ich es in meinem Kopf, denke Ideen weiter. Eigentlich mache ich das für mich, aber wenn andere etwas damit anfangen können, wieso nicht öffentlich machen? Ein zweiter Grund: es ist schön, eine Heimat im Web zu haben. Eine, die ich kontrolliere und die nicht mit Werbung und Trackern von Dritten zugepflastert wird.Was mich beschäftigt:
Während ich als Teenager noch das Erwachsenwerden erkundete, geschah etwas, was wir heute Digitalisierung nennen. Es hat so gut wie alles umgekrempelt: Informationsflüsse, Medienkonsum, Kommunikation, Globalisierung. Zunehmend auch Politik und vor allem Wirtschaft im großen Stil. Diese Entwicklung hat mich beruflich immer begleitet. Sie war immer zentral. Dazu kommt mein Interesse an Kommunikation und Produkten als Schnittstelle zum Nutzer. Der Kit, der uns Menschen verbindet und unsere Wahrnehmung prägt. Geschichten, Produkte, Stile, Services, Methoden … Oder Produktentwicklung, PR, Marketing, Design, Konzeption, Journalismus. All das begeistert mich.Was ich mache:
Ich habe Journalismus (B.A.) und Politik (M.A.) studiert. Meine Abschlussarbeiten handelten von der kulturvermittelnden Wirkung von Al Jazeera English und von Twitter als ein Instrument der Sozialen Diplomatie. Nach dem Studium habe ich bei der Gründung der Kommunikationsagentur Titelheld.AG mitgewirkt und nebenher bin ich meiner liebsten Beschäftigung, dem Schreiben, nachgegangen. Danach bin ich zur Digitalagentur i22 dazugestoßen und arbeite seither mit einem großartigen Team zuerst als Konzepter und mittlerweile als Director Communications.Du ärgerst dich über den Mist, den ich hier schreibe? Du möchtest Feedback geben oder einfach nur Hallo sagen? Schreibe mir eine Mail 📪 oder quatsche mich, wenn es sein muss, auf LinkedIn an.
Die Nachteile von Rasen im Vorgarten
“We love our lawns for varying reasons,” McRae says, “but they are overvalued and overutilized relative to the variety of planting palettes available to us to create spaces we want to be in, spaces that can perform far more effectively from a cooling and water use standpoint.”Rasen ist einerseits gut, um die Umgebung abzukühlen. Da Gras sehr kurz ist, kann viel Wasser aus dem Grund verdunsten und einen kühlenden Effekt auslösen. Andererseits wird gerade in heißen Gegenden zu viel Wasser für den Rasen verwendet. Eine Mischung aus heimischen Pflanzen scheint effizienter zu sein. Gute Kühlung, weniger Wasserbedarf und wohl auch angenehmer fürs Auge.
„The Verge“ besinnt sich auf die Ursprünge des Webs
„But publishing across other people’s platforms can only take you so far. And the more we lived with that decision, the more we felt strongly that our own platform should be an antidote to algorithmic news feeds, an editorial product made by actual people with intent and expertise.“Aber hier geht es nicht nur um das Zurückerobern der eigenen Hoheit. Die Nutzergewohnheiten haben sich geändert, auch bei den Redakteuren. Kurze Nachrichten, interessante Querverweise auf andere Medien, ein einzelnes Foto oder ein TikTok verbreiten … diese Art von Inhalten wurden von Redaktionssystemen oft nicht vorgesehen. Manchmal gibt es redaktionelle Vorgaben über Mindestlängen oder einer Mindestanzahl an Absätzen (meist der Einbindung von Anzeigen geschuldet). All dem hat sich The Verge mit dem neuen Konzept entledigt. Bravo. PS: Mehr Infos bietet dieser Artikel von NiemanLab. Interessant ist auch der verstärkte Fokus auf Nutzerkommentare (auch ein Revival?).
Peak Smartphone

Das Leben mit einem Dumb Phone
Sollte man sein Geld in Dinge oder Erlebnisse investieren?
While I appreciate the Stoic-style appraisal of what really brings happiness, economically, this analysis seems precisely backward. It amounts to saying that in an age of industrialization and globalism, when material goods are cheaper than ever, we should avoid partaking of this abundance. Instead, we should consume services afflicted by Baumol’s cost disease, taking long vacations and getting expensive haircuts which are just as hard to produce as ever.Dienstleistungen – und damit sind kommerzielle Erlebnisse in der Regel gemeint – sind von manueller Arbeit abhängig. Sie skalieren kaum und können nicht in Niedriglohnländer verlagert werden. Aber kann das ein ausschlaggebendes Argument für Konsumverhalten sein? Lassen sich Vergleiche bei Preis-Leistung zwischen Waren und Dienstleistungen anstellen? Wenn ich mir eine Haarschneidemaschine kaufe und mir dadurch die Ausgaben für den Friseur spare, sind meine Haare danach geschnitten. Das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit. Ich werde weniger Geld ausgegeben haben, dafür mehr Zeit investiert und wahrscheinlich eine schlechtere Qualität bekommen haben. Zusätzlich fehlt mir eventuell das Quatschen mit dem Friseur oder die Beratung zur Haarpflege.
Put that way, the focus on minimalism sounds like a new form of conspicuous consumption. Now that even the poor can afford material goods, let’s denigrate goods while highlighting the remaining luxuries that only the affluent can enjoy and show off to their friends.Dienstleistungen waren schon immer auch ein Zeichen von Luxus. Oder vielleicht gerade Dienstleistungen. Wer es sich leisten kann, der lässt andere die Arbeit gegen Geld verrichten. Interessant ist aber Lees These, dass Dienstleistungen gepriesen und gleichzeitig materielle Dinge verunglimpft werden. Das ist eine neue Entwicklung, die man so vielleicht nur von Religionen oder Antikapitalisten kennt. Lee spezifiziert die Gruppe der „Minimalisten“ als Stadtbewohner, die unter den astronomischen Immobilienpreisen leiden und mit kleinem Wohnraum klarkommen müssen. Ein interessanter Aspekt, finde ich. Es ist ein Merkmal, das tatsächlich für einen „Trend“ stehen könnte, weil städtischer Wohnraum insbesondere in den letzten zehn Jahren erheblich teurer wurde. Der Erwerb von Immobilien ist für meine Generation mittlerweile ohne fremde Hilfe nicht mehr erschwinglich. Mieten ist die Alternative – und mieten ist auch eine Form von Erlebnis oder Dienstleistung. Gleichzeitig bietet das urbane Umfeld natürlich viele Möglichkeiten an Erlebnissen. Das Angebot ist also da und der Platz zur Anhäufung von materiellen Gütern sehr beschränkt. Die Philosophie „Erlebnisse statt Dinge“ entsteht also eher aus Zwang. Minimalismus aus schierer Platznot lässt sich auch beim Besitz eines Autos erkennen. Wer keinen Stellplatz hat und direkt vor der Tür im Stau landet, verzichtet immer öfters oder mietet es nur kurzfristig an. Das Auto wird zu einer Dienstleistung wie andere öffentliche Verkehrsmittel. Uber ist hier ein passendes Beispiel – und die ganze Gig Economy hat den Dienstleistungsbereich in neue Höhen katapultiert. Letztlich ist also auch Technologie ein Treiber. Reinigungskräfte, Handwerker oder Lieferanten lassen sich bequem online buchen, das Angebot ist durch monopolistische Anbieter und Massen an Minijob-Arbeitern enorm geworden. Das ergibt für mich Sinn, dennoch bleibt die Frage, ob sich Erlebnisse und materielle Dinge vergleichen oder überhaupt unterscheiden lassen. Lee schreibt weiter:
But what this rationalization ignores is the extent to which tools and possessions enable new experiences. A well-appointed kitchen allows you to cook healthy meals for yourself rather than ordering delivery night after night. A toolbox lets you fix things around the house and in the process learn to appreciate how our modern world was made. A spacious living room makes it easy for your friends to come over and catch up on one another’s lives. A hunting rifle can produce not only meat, but also camaraderie and a sense of connection with the natural world of our forefathers. In truth, there is no real boundary between things and experiences. There are experience-like things; like a basement carpentry workshop or a fine collection of loose-leaf tea. And there are thing-like experiences, like an Instagrammable vacation that collects a bunch of likes but soon fades from memory.Die Grenzen sind fließend. Dinge, die Werkzeuge sind und nicht einfach nur zur Dekoration, sondern ermöglichen Aktivitäten. Oftmals werden die Werkzeuge im Rahmen einer Dienstleistung aber auch gestellt. Es ist ja gerade das Ziel, dass man sich nicht mit dauerhaftem Besitz belastet, sondern Werkzeuge nur für den Moment der Aktivität ausleiht. Möchte ich mir ein Quadbike in die Garage stellen, weil ich zweimal im Sommer damit fahren möchte? Interessanter finde ich die umgekehrte Logik. Erlebnisse, die wir dauerhaft materialisieren möchten. Das kann in Form von Fotos, Videos oder Mitbringseln sein. Dinge, die uns an das Ereignis erinnern. Wichtiger dabei ist aber wahrscheinlich, dass wir sie so teilen können. Es ist der Geltungskonsum beziehungsweise öffentliches Konsumieren, um damit seinen sozialen Status darzustellen. Social Media ist dabei die Distributionsplattform, um das Erlebnis als Anerkennung im Freundes- und Bekanntenkreis für längere Zeit festzuhalten. Jetzt wird der Text kontrovers und für mich auch größtenteils unverständlich:
The sectors of the economy that are becoming more expensive every year – which are preventing people from building durable wealth – include real estate and education, both items that are sold by the promise of irreplaceable “experiences.” Healthcare, too, is a modern experience that is best avoided. As a percent of GDP, these are the growing expenditures that are eating up people’s wallets, not durable goods. If we really want to live a minimalist life, then forget about throwing away boxes of stuff, and focus on downsizing education, real estate, and healthcare.Ich nehme an, dass Lee in den USA lebt. Das kann man aus der Argumentation herauslesen. Bildung und medizinische Betreuung sind teuer und werden in den USA nicht in dem Maße staatlich subventioniert wie in Deutschland. Im weiteren Text schreibt er, dass man mit einer gut ausgestatteten Küche und einem Home Gym seine Gesundheitskosten reduzieren könne. Man solle sich ein Netzwerk aus Freunden und Bekannten aufbauen, um im heimischen Wohnzimmer eine gute Zeit zu haben und nicht auf einen Ausflug in die teure Stadt angewiesen zu sein. Das hört sich für mich nach dem Ruf nach Autarkie und Liberalismus an. Selbstversorgung und Unabhängigkeit. Er hat einen Punkt, dass Dienstleistungsangebote mit steigenden Personalkosten unsere Einkommen auffressen können. Genauso können aber materielle Güter, die uns durch Werbung und Finanzierungen eingetrichtert werden, zur Verschuldung führen. Was bleibt also übrig? Die Bevölkerung wird urbaner, die Städte werden teurer. Man zieht in die Stadt, weil man das Angebot an Erlebnissen genießen möchte – und der Trend zum Minimalismus hat sicherlich damit zu tun. Dinge benötigen Platz und Platz ist Mangelware. Erlebnisse und Waren sind nicht sauber zu trennen. Und ich bin froh, in einem Land zu leben, dass Bildung und Gesundheitsversorgung nicht als Luxus-Erlebnis betrachtet. Aus rein ökonomischer Sicht können Waren eine Wertsteigerung bieten. Erlebnisse, bei denen man etwas erlernt, können aber genauso einen dazu befähigen, Werte zu schaffen. Wie der Vergleich aus ökologischer Sicht aussieht, vermag ich nicht zu sagen. Flugreisen sind sicherlich enorm schädlich, die Verschmutzung der Umwelt durch Wegwerfgüter aber scheint kaum besser zu sein. Wahrscheinlich müssen wir in Zukunft lernen, uns bei beiden Dingen stärker einzuschränken.
Was geht bei Dropbox?
Was hat Dropbox groß gemacht?
Dropbox löste ein technisch schwieriges Problem, das sich wunderbar vermarkten ließ, denn man konnte es dem Nutzer einfach erklären: ein Ordner, der auf allen Geräten verfügbar ist. Man muss dabei nichts beachten, nichts lernen, nichts tun. Es passiert einfach. Dabei ist das Synchronisieren von Dateien zwischen Geräten kniffelig. Es erfordert eine geringe Latenz und die Bandbreiten waren vor zehn Jahren noch deutlich eingeschränkter. Der Clou dabei: Wird eine Datei verändert, wird nur dieser neue Teil synchronisiert – und nicht zwingend die komplette Datei. In dieser Perfektion, technisch und nutzerfreundlich, hatte dies damals sonst niemand angeboten. Viele alternative Dienste hatten damals Probleme bei der Zuverlässigkeit. Korrumpierte oder verschluckte Dateien, verzögerte Synchronisierung oder keine breite Unterstützung verschiedener Plattformen. Die Cloud war ein noch recht unbekanntes Konzept bei der Masse, entsprechend mussten die Dienste erstmal das Vertrauen der Nutzer gewinnen. Dropbox gelang dies, dank einer sehr gelungenen Kombination aus technischer Innovation und hoher Nutzerfreundlichkeit. Aber es gab noch einen weiteren Aspekt der Erfolgsgeschichte: das Geschäftsmodell. Dropbox baut auf das Freemium-Modell. 2 GB sind kostenfrei, das ersetzte damals den üblichen USB-Stick. Bis heute ist es übrigens bei 2 GB in der kostenfreien Variante geblieben. Ziemlich aus der Zeit gefallen, wenn man sich die Konkurrenz anschaut, aber damals ein attraktives Angebot. Dropbox verfolgte damit die übliche Taktik, wie andere Start-ups, die mit üppigen Investorengeldern versorgt werden: erstmal wachsen, dann Geld verdienen. Angefeuert wurde das Wachstum durch ein Referral-Programm, das schon viralen Charakter hatte. Man konnte Freunde anwerben, bestimmte Apps installieren, an Aktionen teilnehmen (Gamification) oder irgendwo Codes recherchieren. Alles mit dem Ziel, mehr kostenfreien Speicherplatz zu gewinnen. Das hat Dropbox groß gemacht. Ähnlich hatte PayPal es vorher bewerkstelligt und auch Airbnb verfolgte eine erfolgreiche Strategie mit Referrals. Dropbox spielte das Game aber besonders effektiv. Alleine im April 2010 verschickten die Nutzer 2,8 Millionen Invites, um ihr Speicherkontingent zu erweitern.Wie hat Dropbox den Anschluss verloren?
Es ist verblüffend zu sehen, wenn man sich die Produktentscheidungen bei Dropbox über die letzten Jahre ansieht. Es erinnert an Googles Chaos rund um das Thema Messaging. Ein Vor und Zurück, ohne erkennbare Linie. Aber der Reihe nach. Zuerst das Thema Zielgruppe. In den ersten Jahren wurde ganz klar der B2C-Markt angesprochen. Dropbox wurde als Tool für einzelne Personen mit mehreren Geräten konzipiert. Ein geteilter Ordner auf Smartphone, Laptop, Desktop. Allerdings hatte Steve Jobs es gut getroffen, als er sagte, Dropbox sei ein Feature, aber kein Produkt. Es galt also, ein Ökosystem rund um das Kernfeature aufzubauen und dafür ging Dropbox ordentlich shoppen. Im März 2013 kaufte Dropbox die E-Mail-Software „Mailbox“, ein Jahr stellte man „Carousel“ vor, eine Foto- und Video-Galerie (deren Technologie auf der Akquisition von Snapjoy beruhte). Blickt man heute auf Dropbox, ist die Diversifizierung der Features gescheitert. „Carousel“ und „Mailbox“ wurden auch bereits nach einem Jahr wieder eingestellt. Was folgte, war ein Schwenk auf Unternehmenskunden. Die Ausrichtung wurde mit der Einführung von Dropbox for Business forciert. Drei Dinge waren dabei sicherlich die treibende Kraft:- Die Nutzer brachten Dropbox vom Privaten ins Berufliche. Oft entgegen irgendwelcher IT-Policies, nutzten Mitarbeiter Dropbox auch auf den Firmengeräten. Die UX war den Enterprise-Tools überlegen und die Nutzer waren bereits mit der Bedienung vertraut.
- Der Cloudspeicher-Markt wurde gerade für Konsumenten immer härter umkämpft. Microsoft, Apple und Google punkteten mit immer großzügigeren Gratisangeboten. Dropbox wusste, dass sie den Wettstreit nur verlieren können.
- Die Zahlungsbereitschaft ist bei Unternehmenskunden einfach deutlich höher. Privatnutzer verteilen gerne ihre Daten auf mehrere Clouddienste und nutzen so die Freikontingente. Unternehmen hingegen sind gerne bereit, langfristige Verträge und höhere Summen einzugehen, wenn sie dafür Sicherheit und Support bekommen.