📚 Michel Houellebecq: „Vernichten“

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Es ist mein erster Houellebecq. Der Roman Vernichten soll softer sein als seine anderen Bücher. Weniger Sex, weniger politische Provokation. Houellebecq wirkt auf mich wie ein ordentlicher Schriftsteller. Er schreibt nicht großartig. Seine Gefühlsbeschreibungen wirken oft überzogen, lange innere Monologe der Charaktere legen sich etwas bleiern über die Story. Andererseits zeigt er tiefes Wissen in unterschiedlichsten Bereichen, ein Tausendsassa, was Bildung betrifft.

Kurz zur Geschichte. Im Mittelpunkt steht Paul. Paul arbeitet auf höchster Ebene für das französische Wirtschaftsministerium. Er ist begabt in seinem Job, aber nicht sonderlich vom System überzeugt. Vielleicht ist er ein typischer Millennial; emotional distanziert, eher zynisch und leicht depressiv. Sein Job ist sein Leben, aber sein Job ist ihm eigentlich auch fremd. Erst familiäre Schicksalsschläge (sein Vater fällt ins Wachkoma) bringen ihn zurück in die Welt seiner Familie und seiner Partnerin.

Im Hintergrund der Geschichte schwelt ein politisches Beben. Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich stehen an und mysteriöse (terroristische?) Anschläge erschüttern das Land. Aber all das spielt sich für Paul eher wie ein Film ab, während er versucht, ein besserer Sohn, Bruder und Partner zu sein.

Das Buch liest sich wie ein Traum (es gibt auch immer wieder Beschreibungen von Traumsequenzen). Der Protagonist wirkt nicht richtig wach, nicht richtig da. Er stolpert von einem Ereignis zum Nächsten. Beobachtet dabei sehr klug, kann die Gedanken aber nicht ins Handeln umsetzen.

Dabei sind die Themen alles andere als träumerisch. Es geht um Arbeitslosigkeit, Rechtsradikalismus, Sterbehilfe und unser gesellschaftlicher Umgang mit Familie, Alter und Ehe. Aber vielleicht geht es vielen wie Paul. Wir nehmen die Themen wahr, aber fühlen uns oft machtlos (auch wenn wir im politischen Machtapparat arbeiten).

Das Buch ist interessant zu lesen, weiß aber nicht so recht, was es eigentlich sagen möchte.


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