Halb gare Folklore aus dem digitalen Zeitalter. Von Dominik Criado.
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Ich sitze im Zug und versuche LinkedIn aufzurufen. Der Ladebalken wandert hin und her. Keine Chance, das Wifi ist zu dünn. Anstatt mein dickes Buch aus dem Rucksack zu holen, versuche ich meine Langeweile mit einem weiteren Versuch zu vertreiben. Und siehe da, Hacker News taucht sofort auf dem Schirm auf.
Draußen sind aber weiter Wald und Wiesen zu sehen, die Verbindung kämpft. Nein, es liegt an der Website selbst.
Offensichtlich, denn vergleicht man LinkedIn und Hacker News, ist das eine ein Dschungel an Micro Services und JavaScript-Wüsten. Das andere ist vor allem simples HTML mit wenigen Zeilen CSS.
Ich stelle mir folgende Situation vor: Flugzeugabsturz irgendwo in der Tundra. Der nächste Ort ist weit entfernt, das Gelände menschenfeindlich. Aber, siehe da: Es steht ein Cybertruck und ein Unimog aus den 70ern in Sichtweite. Die Schlüssel stecken. Welchen würdest du nehmen?
Wenn es hart auf hart kommt, scheint unsere Wohlstandstechnologie eher hinderlich zu sein, denn sie braucht gute Rahmenbedingungen, um zu funktionieren.
Aber meine Gefühlslage geht gerade in die andere Richtung. Was, wenn es nicht immer besser wird? Kriege, die näherrücken, Infrastruktur, die zerfällt, Klima, das unaufhaltsam sich verändert.
Mein Schwiegervater hat mir kürzlich seine Messer- und Uhrensammlung gezeigt. Irgendwelche japanische Klingen neben Armbandbrocken, die auch in 100 Meter Wassertiefe funktionieren. Seltsame Männlichkeit oder doch irgendwie Zeitgeist?
Es ist mein erster Houellebecq. Der Roman Vernichten soll softer sein als seine anderen Bücher. Weniger Sex, weniger politische Provokation. Houellebecq wirkt auf mich wie ein ordentlicher Schriftsteller. Er schreibt nicht großartig. Seine Gefühlsbeschreibungen wirken oft überzogen, lange innere Monologe der Charaktere legen sich etwas bleiern über die Story. Andererseits zeigt er tiefes Wissen in unterschiedlichsten Bereichen, ein Tausendsassa, was Bildung betrifft.
Eine Banksy-Doku auf Arte, das sah vielversprechend aus, als ich gestern Abend einen Blick in die Mediathek geworfen habe. Es geht um das „Traurige Mädchen“ (oder „Sad Girl“), das der Künstler ein Jahr nach dem Terrorattentat in Paris and die Hintertür des Clubs „Bataclan“ gesprüht hat.
Welche Projekte haben großen Einfluss und vertreten gleichzeitig die Idee, Menschen freien Zugang zu Daten und Informationen zu geben? Gibt es da noch eine Bastion außerhalb der mit Risikokapital vollgestopften Bubble im Silicon Valley?
[..] the internet, as we have known it, has evolved from a quaint, quirky place to a social utopia, and then to an algorithmic reality. In this reality, the primary task of these platforms is not about idealism or even entertainment — it is about extracting as much revenue as possible from human vanity, avarice, and narcissism
WhatsApp ist für mich ein Mysterium – und für Meta wahrscheinlich auch. Ein super erfolgreicher Messenger (außerhalb der USA), der kosten- und werbefrei ist. Ich kann mir bildhaft vorstellen, wie innerhalb des Konzerns Grabenkämpfe über die Zukunft des Dienstes ausgetragen werden: So ein erfolgreiches Produkt muss man doch zu Geld machen? Aber nur wie?
Ein Messenger ist für den direkten und persönlichen Austausch gemacht. Privatsphäre ist hier kritisch, niemand möchte das Gefühl haben, dass private Nachrichten analysiert und kommerziell genutzt werden. Eine Paywall würde Tor und Tür für die kostenfreie Konkurrenz (Signal!) öffnen.