Wer ein „cleanes“ Internet erleben möchte, kommt mit einem RSS-Reader dem Wunsch ziemlich nahe. Keine Ads, die sich quer über den Screen schieben und dabei wild blinken, keine Cookie-Nachfragen, keine Aufforderung den nächsten Newsletter zu abonnieren und kein Algorithmus, der für den Leser vorsortiert.
Cory Doctorow hat einen Aufruf zur Nutzung von RSS-Feeds veröffentlicht und beschreibt es als ein wirksames Instrument gegen Enshittification:
You can single-handedly disenshittify your experience of virtually the entire web, just by switching to RSS, traveling back in time to the days when Facebook and Twitter were more interested in showing you the things you asked to see, rather than the ads and boosted content someone else would pay to cram into your eyeballs.
Doctorow hat mit seinen Argumenten recht, aber dennoch konnte ich mich nie richtig für RSS begeistern. Ein RSS-Reader fühlt sich trocken und leblos an. Es sind endlose Listen, jeder aggregierte Inhalt sieht gleich aus und alles ist ebenbürtig.
Was mir dabei fehlt, ist eine Orientierungshilfe bei der Menge an Inhalten. Rufe ich zum Beispiel Wired.com auf (die Doctorow als Beispiel nutzt), sehe ich auf einen Blick, welche Geschichte ist wichtig/groß, welche sind neu, zu welcher Rubrik/Kategorie gehört sie. Dinge, die schon die gedruckte Zeitung geleistet hat – und RSS-Reader nur ansatzweise leisten können.
Was ich auch nicht missen möchte, ist das Look and Feel einer Publikation. Das ganze Layout und Design transportiert auch eine Metaebene. Wired sieht ganz anders aus als die Financial Times. Der Look von einem Blog sagt mir etwas über die Persönlichkeit des Bloggers aus, während der Feed alles Individuelle (bis auf den Inhalt) ausblendet.
RSS ist cool, aber es ist nicht meine Art zu lesen. Es ist mir zu maschinig, zu schnittstellig.
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