Jeder, der in den letzten Jahren auf einer Nachrichtenseite nach unten gescrollt hat, kennt die Werbeanzeigen von Taboola (und Outbrain, die aber mittlerweile zusammengehören). Gemeint sind diese typischen Teaser unter dem eigentlichen Artikel. Oft angekündigt mit „Das könnte dich auch interessieren“, wird dem Leser eine wilde Werbemischung präsentiert. Gerne mit niedrigem Niveau und maximal click-baity.
Ich habe nie verstanden, warum seriöse Verlage diesen Werbeanbieter einbinden. Da produziert man teuren Journalismus nach möglichst hohem Standard – und packt so einen Trash darunter. Viele Leser werden hier gar nicht zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung unterscheiden können. Was ja durchaus so gewollt ist, aber auch umso schlechter für die Reputation des Medienhauses. Es ist so, als würde Mercedes seine S-Klasse in einer siffigen Hinterhofgarage verkaufen, weil man ja etwas Geld damit sparen kann.
Jedenfalls macht jetzt noch ein Unternehmen gemeinsame Sache mit Taboola. Ein Unternehmen von dem ich es nicht erwartet hätte: Apple. Taboola soll Einzug in Apple News und die Aktien-App des Konzerns erhalten. Apple-Fans sind nicht begeistert. Kein Wunder, gerade Apple schreibt sich immer wieder auf die Fahne, die Daten nicht an Werbeplattformen zu verkaufen und volle Kontrolle über die Inhalte der eigenen Kanäle behalten zu wollen.
Om Malik, der eigentlich eher als Apple-Fanboy bekannt ist, zeigt sich entsetzt:
No way I want to pay to let Taboola and its terrible advertising re-enter my information streams. Apple’s decision to strike a deal with Taboola is shocking and off-brand — so much so that I have started to question the company’s long-term commitment to good customer experience, including its commitment to privacy. As it chases more and more revenue to appease Wall Street, it’s clear Apple will become one of those companies that prioritize shareholders over paying customers and their experience.
Das ist eine heftige Aussage. Ich sehe da noch keine größere Entwicklung bei Apple. Die neuen Datenschutzfunktionen (auch gegenüber Werbe-Tracking) sprechen eigentlich eine andere Sprache. Aber diese seltsame Partnerschaft hat schon einen verdammt schlechten Beigeschmack.
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